Karfreitagsblümchen

In der Provence gehört es zum Brauchtum, am Karfreitag zu Ehren der Göttin Persephone die Samen von Veilchen auszusäen. Wenig später, pünktlich zur Rückkehr Persephones aus der Unterwelt (diese Geschichte gibt es im September), sind die Samen dann zu kleinen blauen Blumen herangewachsen, die wir im April und Mai an den Wegrändern und an Bäumen finden. Ihre Verwandten, die großen Stiefmütterchen und kleinen Hornveilchen haben in der Zwischenzeit unsere Gärten erobert. Schöngesicht heißen sie auch oder  Tag- und Nachtblümchen, die Franzosen nennen sie Pensée, wohl wegen der kleinen Gesichter, die wie in Gedanken versunken auf den Blütenblättern zu sehen sind. Den schönsten Namen aber tragen sie in England, nämlich „Liebe im Müßiggang“ (Love in idleness).

In Shakespeares Sommernachtstraum benutzt der Elfenkönig Oberon den Saft des Stiefmütterchens als erotisches Zaubermittel, um seine Frau Titania wieder in sich verliebt zu machen und stiftet damit jede Menge Verwirrung. Der Liebesgott Amor hatte mit seinem  Pfeil eine ins Visier genommene Priesterin verfehlt und stattdessen das zarte dreifarbige Veilchen getroffen, das nun Liebeszauberkräfte besaß. Oberon hatte diesen Fehlschuss beobachtet und sich das getroffene Blümchen von seinem Hofnarr Puck bringen lassen. Das Ergebnis ist nachzulesen.

Der zum heutigen Tag passendste Name des Stiefmütterchens aber ist Jesusblümchen.

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